Foto: Marion Eich-Born
Mit dem Diedenhofener Kapitular wurde eine weitere Grundlage für das im Mittelalter herausragende Wachstum der Stadt Erfurt gelegt. Das rechtlich verbriefte Grenzhandelszentrum sorgte für einen starken wirtschaftlichen Warenaustausch zwischen Slawen und Franken. Die niedrige Furt der Gera (Erphes) an der heutigen Lehmann- und Krämerbrücke gestattete die Überquerung per Pferd und Handelswagen.
Ab 1117 soll nach Auskunft einer Tafel am Eingang zur Krämerbrücke ein erster Holzbau urkundlich gesichert sein. Wer jedoch nach der Neugestaltung des Benediktsplatzes heute über das vor kurzem verlegte Pflaster geht, wird auf einer Bodentafel den Eintrag 1156 für die urkundliche Erwähnung entdecken. Offensichtlich handelt es sich um aktuellere Erkenntnisse der Historiker. Auch der ehemalige Grundriss der Benediktskirche, die damals an der Westseite der Brücke errichtet wurde, kann anhand der besonderen Steine ihr Ausmaß nachvollziehen.
Einige Zeit nach dem Diedenhofener Kapitular soll der Stadt zusätzlich ein Stapelrecht zugesprochen worden sein. Ob dies rechtlich verbrieft wurde, ist bis heute unklar. Sicher ist, dass im Sinne eines Stapelrechts gehandelt wurde. Wer auf den in Erfurt kreuzenden europäischen Handelsstraßen, der Via Regia (Ost-West) oder dem Hanse-Frankenstieg (Nord-Süd) unterwegs war, sah sich nicht nur Zoll- und Mautgebühren ausgesetzt, die auf dem Weg immer wieder erwirtschaftet werden mussten, sondern verpflichtete sich dazu, seine Waren drei Tage in der Stadt zu stapeln. Das Stapeln sicherte den Einwohnern ein Vorkaufsrecht, dem Händler brachte es die notwendigen Zwischeneinnahmen. So wurden die Waren in der Waagegasse gewogen und in den Ratsspeichern gestapelt bzw. angeboten.
Trotz der beschwerlichen Transportverhältnisse in der damaligen Zeit überwand der Handel gewaltige Reichweiten. So verband die Via Regia im Osten Moskau, Kiew und Schlesien über Erfurt mit den flandrisch-holländischen Textilgebieten einerseits und über Frankfurt mit Santiago de Compostella in Spanien mit dem Westen. Die Nord-Süd ausgerichtete Via Imperii verband die Hansestädte an Nord- und Ostsee über Erfurt bzw. Leipzig mit Nürnberg, Augsburg und Italien.

Quelle: Europäisches Kultur- und Informationszentrum in Thüringen
Kontaktstelle für VIA REGIA – Kulturroute des Europarates, Karline Fischer
Der Fortschritt im Bauwesen und ein zerstörerischer Stadtbrand von 1325 führte schließlich zur Fertigstellung einer steinernen Krämerbrücke. Nach einem weiteren Stadtbrand von 1472 wurde die Steinbrücke wieder errichtet, allerdings mit insgesamt 62 Fachwerkhäusern zu beiden Seiten. Das setzte eine Erweiterung der Steinbrücke beidseitig voraus. Mit steigenden Raumansprüchen über die Zeit hinweg wurden die 62 Häuser zu insgesamt 32 zusammengeführt.

Quelle: Stadtarchiv Erfurt (Benediktskirche)
Typisch für das Erfurter Stadtbild entlang der Gera waren die Brückenkopfkirchen, so auch an der Krämerbrücke. Bis heute ist noch die Aegidienkirche auf der Ostseite erhalten. An die alte, heute nicht mehr existente Benediktskirche erinnert nur noch der Name des vorgelagerten Benediktsplatzes auf der Westseite bzw. alte Bilder. Bei genauem Blick auf die Karte von Jan Janussonius zeigt sich, dass auch die Lehmannbrücke 1678 über zwei Brückenkopfkirchen verfügte. Bis heute ist auf der Ostseite nur noch der Nikolaiturm erhalten.
Quelle: Hermann H. Saitz: Erfurt zu Fuß. Ein Stadtführer voller Wissen und Anregungen. Erfurt 2016
Quelle: Hans-Jörg Vockrodt und Dietrich Baumbach: Historische Brücken und Stege im alten und neuen Erfurt. 2020