Quelle: Stadtarchiv Erfurt
Bonifatius hatte im 8. Jahrhundert mit der Kapelle auf dem Domberg den Grundstein für die um 1154 errichtete romanische Basilika gelegt, die vom Domplatz aus betrachtet den hinteren Teil des heutigen Doms ausmachte. Um 1350 wurden „die Graden“, die siebzigstufige Treppenanlage, zum Haupteingang 1330 ausgestaltet. Ihre erste Bauausführung fiel deutlich schmaler aus als die heutige Treppenanlage, deren Ausführung auf das Jahr 1850 zurückdatiert wird.
Der hochgotische hohe Chor wurde um 1370 abgeschlossen. Vom Domplatz aus betrachtet wird deutlich, dass der eigentliche Domberg als Fundament dafür nicht ausreichte. Aus diesem Grund wurde am Anfang des 14. Jahrhunderts ein steinernes Bogenfundament vor den Domberg gesetzt: die Kavaten. Wie auf der Abbildung im Adventskalender unter dem Türchen Nr. 7 zu erkennen ist, nutzte der Dom die Kavaten für die Vermietung an Kaufleute.
In der Darstellung oben ist unterhalb der Kavaten eine Besonderheit unserer mittelalterlichen Stadt angedeutet: die sogenannten Klingen. Das waren vom Stadtfluss abgeleitete künstliche kleine Wasserstraßen. Die zahlreichen Stadtbrände hatten zu ihrem Ausbau geführt, um gegebenenfalls in allen Teilen der Stadt schnellen Zugang zu Löschwasser zu haben. Ein Blick auf die historische Karte von Jan Janssonius von 1678 zeigt das dichte Netz der Klingen quer durch die gesamte Erfurter Altstadt.
Der Dom erfuhr 1455 eine Erweiterung, das romanische Kirchenschiff erhielt zwei Seitenschiffe. Der Barockaltar geht zurück auf das 17. Jh. Die Altargemälde stammen vom Erfurter Maler Samuel Beck. Die Domfenster gehören zu den ältesten originalen Glasbaubeständen in Europa. Sie gehen auf die Jahre 1370 bis 1420 zurück.
Die Stiftskirche St. Severi zur nördlichen Seite des Doms wurde ab 1278 errichtet. Ein Ursprungsbau aus dem 10. Jh. diente bereits einem Benediktiner Nonnenkloster, das sich zum Severistift für Geistliche in klösterlicher Abgeschiedenheit entwickelte, ohne dass die Geistlichkeit dem Zölibat unterworfen war. Hervorzuheben ist der Sarkophag des Heiligen Severus inklusive der Steinmetzarbeit aus dem 14. Jh. und der Säulenwald, der sich für den Betrachter beim Anblick der fünf Kirchenschiffe ergibt.
Auf unserer Karte aus dem Jahr 1678 wie auch dem Fensterbild zeigt sich ein weitgehend bebauter, vorgelagerter „Domplatz“. 1813 beschossen die deutsch-preußischen Truppen im Kampf mit den französischen Belagerern vom Petersberg aus das Häuserquartier vor dem Domberg. In der Folge brannte das Viertel ab, ebenso weite Teile des Handwerkerviertels zwischen Domplatz und Andreaskirche. Wer heute über den Domplatz geht, kann die Grenzbebauung des Platzes an der Bodenpflasterung ausmachen. Die Pflastersteine markieren den alten Domplatz, auf den die Graden unmittelbar ausgerichtet sind.
Quellen: Hermann H. Saitz: Erfurt zu Fuß. Erfurt 2016
und Steffen Raßloff: Geschichte der Stadt Erfurt. Erfurt 2019