Quelle: Stadtarchiv Erfurt
Die Erstgründung vieler europäischer Universitäten ging auf die Kirche bzw. den jeweiligen Papst zurück, der als Instrument eine Stiftungsbulle erließ. Die Gründung der Universität Erfurt erfolgte zu einer Zeit, in der die katholische Kirche gespalten war. Unter ihrem Dach gab es zwei Päpste: einen Papst in Avignon und einen Papst in Rom. Diese Tatsache hatte mit den damaligen Machtverhältnissen zwischen französischen und italienischen Kardinälen zu tun, die für die Wahl des Papstes verantwortlich waren: 18 französische, 4 italienische und 1 spanischer Kardinal waren in dem Wahlgremium vertreten und wählten zunächst einen Römer: Urban VI. Die italienische Bevölkerung hatte sich endlich einen Papst gewünscht, der italienische Interessen verfolgte.
In der Folge hat dieser Papst Urban die Italiener nicht enttäuscht. Unter den 29 von ihm neu ernannten Kardinälen waren nur 3 Franzosen. Die französischen Kardinäle zogen quasi im Nachgang die Wahl dieses Papstes zurück und vollzogen damit eine Glaubensspaltung, ein Schisma. 14 französische Kardinäle verließen Rom und gingen nach Avignon in den historischen Papstpalast gemeinsam mit dem von ihnen implementierten Gegenpapst Clemens II.
Da der damalige römisch-deutsche Kaiser zunächst auf der Seite dieses Gegenpapstes stand, richteten die Erfurter Bürger ihr entsprechendes Gesuch zur Universitätsgründung an den Papst in Avignon. Das war im Jahr 1379, kurze Zeit später reagierte der Papst in Avignon mit der oben bereits erwähnten Stiftungsbulle. Als die politische Obrigkeit die Seite hin zum römischen Papst Urban VI. wechselte, genehmigte dieser dann 1389 die Gründung der Erfurter Universität. . Drei Jahre später wurde die Erfurter Universität nach Abschluss des Baus 1392 eröffnet. Das erklärt, warum die Erfurter Universität nur mit Einschränkung als erste Universität Europas bezeichnet werden kann. Zwischen der Erteilung des Privilegs und der Eröffnung lagen 14 Jahre. Demgemäß gehört sie nur zu den ältesten Universitäten Europas nach Prag, Heidelberg, Wien und Köln.
Vier Fakultäten bildeten die Basis: Jura, Kunst, Theologie und Medizin. Ihr guter Ruf verbreitete sich sehr schnell und führte für damalige Verhältnisse zu einem Studentenboom. In der Blütezeit waren etwa 1100 Studenten immatrikuliert. Gerne sprachen Wissenschaftler vom Bologna des Nordens.
1501 begann Martin Luther an der Erfurter Universität sein Studium an der Artistenfakultät, das er 1505 mit dem Magister Artium abschloss. In diesem Jahr nahm er auf Wunsch seines Vaters das Jurastudium auf. Im gleichen Jahr trat er jedoch in das Augustinerkloster ein. Er setzte sein Studium im Fachbereich Theologie fort. 1510 lehrte er Theologie für zwei Semester an seiner Ausbildungsuniversität. 1816 wurde die Erfurter Universität im Rahmen der preußischen Universitätsreform geschlossen, 1994 zum Stolz der Erfurter wiedereröffnet
Quellen:
Steffen Raßloff: Die Geschichte der Stadt Erfurt. Erfurt 2019
Hermann H. Saitz: Erfurt zu Fuß. Erfurt 2016