Quelle: Stadtarchiv Erfurt
Die Stadt Erfurt hatte im Leben Luthers eine ganz besondere Bedeutung. 1501 kam Luther aus Eisenach nach Erfurt zum Studium an der hiesigen Universität. Er soll in der Georgenburse gewohnt haben oder aber im Collegium Porta Coeli bei der Michaeliskirche. Letztere war die größte Studentenburse im damaligen Erfurt. 1505 wurde ihm der Titel Magister Artium verliehen. Im Anschluss begann Luther auf Bitten seines Vaters mit dem Jurastudium. Es waren mehrere Ereignisse in seinem jungen Erwachsenenleben, die ihn offensichtlich in eine Krise stürzten. Der Tod eines engen Freundes hat Luther sehr getroffen. Im Rathaus von Erfurt findet der interessierte Betrachter ein Gemälde, das diese Situation künstlerisch aufgegriffen hat.
Kurze Zeit nach diesem Ereignis war Luther im Sommer auf dem Rückweg von Mansfeld zu Fuß Richtung Erfurt unterwegs, als er von einem Gewitter in der Nähe von Stotternheim überrascht wurde. Im Zusammenhang mit dem Augustinerkloster wurde dieses Ereignis bereits geschildert. In der damaligen Zeit wurden im Fall von Unwettern die Kirchenglocken geläutet, weil der Glaube herrschte, damit den Auslöser, der beim Teufel oder bei Hexen gesehen wurde, von Menschen fernhalten zu können. Das mag seine große Angst in dieser Situation erklären. Er blieb verschont und hielt sein Gelübde ein, in den Augustiner-Bettelorden eintreten zu wollen. Damit widersetzte er sich den Plänen seines Vaters, der aus ihm einen aufstrebenden Juristen machen wollte. Um dessen Eingriff in seine Entscheidung nachträglich zu verhindern, zog er sich zunächst 4 Wochen zurück, unerreichbar für Vater und Weggefährten aus dem Studium. 1507 zelebrierte Luther seine erste heilige Messe, an der sein Vater dennoch teilnahm. Aber der Bruch zwischen Vater und Sohn war nicht repariert. Bei der anschließenden Primizfeier steuerte der Vater 20 Gulden bei, knüpfte jedoch mit einem Satz an den Aberglauben der damaligen Zeit an: „Wohlan, wollte Gott, dass kein Teufel dahinter wäre.“ Zum Priester geweiht wurde Luther von Erzbischof Johann Bohnemilch von Laasphe, der auch 1497 die Gloriosa geweiht hatte.
Quelle: Lyndal Roper: Luther. Der Mensch Martin Luther. Berlin 2016