18. Dezember – Andreaskirche

Foto: Marion Eich-Born

Eine erste urkundliche Erwähnung der Andreaskirche geht auf das Jahr 1182 zurück. 1399 wird das Benediktinerinnenkloster vom Cyriaksberg auf den Petersberg unmittelbar gegenüber der Westseite der Andreaskirche, also jenseits der Andreasstraße, verlagert und die Kirche selbst dem Kloster zugeordnet. Sie blieb bis 1687 unter diesem Patronat.

1482 wurde der Neubau des Benediktinerinnenklosters von dort über einen Schwippbogen unmittelbar mit der Andreaskirche verbunden, die Westseite des Gotteshauses durchbrochen. Der Verkehr zum Andreastor konnte durch den Schwippbogen hindurch aufrechterhalten bleiben. Der Eingang zur Kirche wurde von der Westwand auf die Südseite verlagert. Die Südwestansicht nach einer Zeichnung von Kruspe um 1850 zeigt die Spuren dieser baulichen Veränderung. Ein Blick auf unseren Stadtplan weist sogar die überbaute Andreasstraße für 1678 auf.

Quelle: Andreaskirche um 1850, Zeichnung von Kruspe. Aus: Haetge, Ernst: Die Stadt Erfurt Bd. 2, Teil 1. Burg 1931

1522 wird die Andreaskirche evangelisch. 1689 kam es mit dem Bau der Zitadelle zum Abriss des Benediktinerinnenklosters. In der Folge wurde der straßenüberquerende Schwippbogen abgerissen und die Westöffnung der Kirche wieder verschlossen. Damit in Verbindung entstand ein neuer Hochaltar, ein Kanzelaltar. Auf der rechten Seite neben dem Kanzelaltar ist das Holzmodell von Luthers Grabplatte über dem Eingang zur Sakristei angebracht.

Unter den Pfarrergenerationen, die Dienst in der Andreaskirche verrichtet haben, ragt ein Name besonders heraus:  1772 wurde Christian Gotthilf Salzmann in dieser Gemeinde tätig. Er rief eine für die damalige Zeit revolutionäre Pädagogik ins Leben: aus der Perspektive des Kindes.  Neben zahlreichen baulichen Veränderungen seit seiner Amtsperiode, kam es 1868 zu Ausbesserungen der Kirche von innen. So ist die Kirche auch bis heute erhalten.

Ein besonderer Schatz neben dem Grabplattenmodell ist auf der Empore zu sehen. Der Text eines Kirchenliedes aus dem Jahr 1632 zieht sich über die gesamte untere Empore in goldenen Lettern. Verfasst wurde er vom Hof- und Feldprediger Gustav Adolf von Schweden, Jacob Frabricius. Der Text spiegelt seinen Eindruck von den Schlachten des evangelischen Königs aus dem Norden gegen die kaiserlich-katholischen Habsburger Truppen wider. Ein Jahr zuvor hatte der schwedische König die Stadt Erfurt für sich eingenommen und war von der Bevölkerung auf dem Weg vom Andreastor an der Andreaskirche vorbei zum Domplatz jubelnd empfangen worden. Hier der Text des Liedes:

„Verzage nicht du Häuflein klein, obwohl die Feinde willens sein, dich gänzlich zu verstören, und suchen deinen Untergang, davon dir wird recht angst und bang: es wird nicht lange währen. Tröste dich nur, daß deine Sach ist Gottes, dem befiehl die Rach und laß es ihn nur walten. Er wird durch einen Gideon, den er wohl weiß, dir helfen schon, dich und sein Wort erhalten. So wahr Gott ist und sein Wort, muß Welt, Teufel und Höllenpfort und was dem tut anhangen, endlich werden zu Schand und Spott. Gott ist mit uns und wir mit Gott, den Sieg wollen wir erlangen.“ Vertont wurde das Lied von Michael Altenburg, dem Kantor der Andreaskirche aus dieser Zeit.

Zur Lutherplatte siehe auch: https://andreasgemeinde.wordpress.com/?page_id=61

Veröffentlicht von corioluskraft24

Verfasser der Kommentare zum Adventskalender 2020

%d Bloggern gefällt das: