24. Dezember – Predigerkirche

Fotos: Matthias Schmidt

Dominikanermönche errichteten die Predigerkirche und das zugehörige Kloster ab 1238. Die Größe der Kirche legt nahe, dass sich die Bauzeit selbst über Jahrzehnte hinweg hinzog. Es entstand eine eindrucksvolle gotische Pfeilerbasilika. Beeindruckend sind in den Gewölben die Schlusssteine, die im hohen Chor biblische Szenen zeigen, im Langchor dagegen sind Zunftsymbole und Familienwappen zu erkennen. Sie bezeugen die Stiftungen für den Bau, die von reichen Kaufmännern stammen.

Die Dominikaner gehören wie die Augustiner zu den Bettelorden, die an ihren Kirchen auf pompöse Glockentürme verzichteten. Die geistliche Gemeinschaft der Mönche fand hinter dem Lettner, der baulichen Trennung zwischen Hohem Chor und Langschiff, statt. Sein Bau geht auf den Beginn des 15. Jahrhunderts zurück.  Am Lettnerdurchgang zum Hohen Chor befindet sich eine beeindruckende Verkündigungsszene aus dem Jahr 1360.

Jenseits des Lettners erschließt sich der Blick auf das historische Chorgestühl aus dem Jahr 1280. Die Chorfenster, die im zweiten Weltkrieg zerstört wurden, hat der Glasmaler und Restaurator Heinz Hajna aus den Scherben kaleidoskopartig zusammengesetzt.

Der Blick vom Hohen Chor in Richtung Haupteingang im Westen gibt den imposanten Orgelprospekt frei, der 1648 erbaut wurde. Während des Dreißigjährigen Krieges nutzte Gustav Adolf von Schweden die Predigerkirche als seine Hofkirche. 

Der Philosoph und Theologe des Spätmittelalters, Meister Eckhart, ist eng mit der Geschichte der Predigerkirche verbunden. 1275 trat er in Erfurt in den Dominikanerorden ein, in dem er später als Prior des Erfurter Predigerklosters für 20 Jahre Verantwortung trug. Seine Lehre war bewusst auf einfache Menschen ausgerichtet, die keinen Zugang zu lateinischen Texten hatten. Er bemühte sich, ihnen in deutscher Sprache die Theologie nahezubringen, schlug dabei eine Brücke zur Philosophie. Sich frei machen von äußerlicher Frömmigkeit und zugleich für sich persönlich eine Verbindung zwischen Gott und der menschlichen Seele herzustellen, das waren zentrale Themen seiner geistlichen Arbeit. Im Mittelalter stieß diese Lehre bei Bischöfen und dem Papst auf herbe Kritik. Er wurde der Häresie angeklagt und musste sich am damaligen Papstsitz in Avignon verteidigen. Während des Inquisitionsverfahrens ist Eckhart verstorben. Das Verfahren wurde nach seinem Tod weitergeführt und er in wesentlichen Teilen seiner Lehre der Häresie für schuldig befunden.  

Seit 1559 bis 1803 war die Predigerkirche evangelische Hauptkirche Erfurts, in der auch der Rat der Stadt tagte. An diese säkulare Funktion erinnern bis heute die zahlreichen Grabplatten von Erfurter Ratsmitgliedern.

Quelle: Gerhard Kaiser: Predigerkirche zu Erfurt. Regensburg, 2007

Die Stiftungsratsmitglieder der Andreasgemeinde wünschen Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest.

Veröffentlicht von corioluskraft24

Verfasser der Kommentare zum Adventskalender 2020

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